top of page

Mongolia: The Journey Continues

  • Writer: Ueli Huber
    Ueli Huber
  • Jun 28
  • 9 min read
Breeding grounds of Relict Gull at Ikhes Nuur, Gobi Altai, Mongolia
Ikhes Nuur: Brutplatz der Reliktmöwen | Breeding Grounds of Relict Gulls

"Woran denken sie", fragte sie plötzlich."An die weiten Höhen, die nie aufhören", sagte Wantschik verträumt.[1]

(Galsan Tschinag, "Shanna", in "Mein Altai", Erzählungen)



Hinweis: aus technischen Gründen kann nur eine beschränkte Anzahl von Bildern in den Post integriert werden. Wer alle Bilder sehen möchte, die einen bestimmten Post betreffen, muss daher den Button anklicken, der zur Mongolei-Website führt!


Note: For technical reasons only a limited number of pictures can be added to the post. If you want to see all pictures relating to a specific post, you will have to hit the button leading you to the webpage on Mongolia!


English text after the German text and the picture of the Bearded Vulture chased by a Steppe Eagle.



Wir unternehmen eine lange Fahrt durch wirklich mongolische Landschaften, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt: weite, hoch gelegene Ebenen, oft bräunlich-grün, gesäumt von Hügeln oder Bergen. Immer wieder stöbern wir Flughühner auf, und grössere oder kleinere Herden von Pferden traben oder galoppieren gar über ausgedehnte Weiden, ohne durch Zäune eingeengt zu werden, grenzenlos! Und diese Himmel: blau, aber nicht knütschblau, immer geben ein paar Wolken dem Himmel Struktur. Schliesslich nehmen wir einen letzten Bergzug, und als wir auf der anderen Seite halbwegs unten sind, können wir die Dünen von Khongoryn Els erkennen (Els = Sand), an deren Rand wir unsere Zelte aufschlagen. Wir sind nun wirklich in der Wüste Gobi angekommen! (Um korrekt zu sein: Yolyn Am gehörte eigentlich auch schon dazu.)


Am nächsten Morgen unternehmen Brigitte und ich einen langen Spaziergang dem Dünensaum entlang. Spannend ist, dass zwischen unserem Camp und den Dünen ein Wasser fliesst, sodass hier etwas Marschen entstanden sind, was natürlich für die Vögel interessanter ist als nur Sand. Eine Weile nach einem wunderbaren Sonnenaufgang vermehren sich die Rufe der Steppenflughühner; sie ziehen in Trupps und Schwärmen dem Wasser entgegen und wieder zurück. Kiebitze ziehen ihre akrobatischen Runden, und Rostgänse hat es sowieso. Wir treffen sie in der ganzen Mongolei immer wieder an. Schliesslich kann ich auch meinen festen Vorsatz verwirklichen, Flughühner im Flug zu fotografieren. Und als wir fürs Frühstück langsam zum Camp zurückkehren, fliegen sie praktisch zwischen den Zelten durch. Unsere Experten schätzen, dass etwa 4000-5000 dieser Vögel hier anwesend sind.


Eine lange, aber spannende Fahrt führt uns schon am nächsten Tag erneut mehrfach über Bergzüge hinweg und durch Wüsten aller Art, natürlich alles auf Schotterpisten, rauhen Feldwegen oder überhaupt einfach querfeldein. Die Vegetation ist einmal gerade noch steppig, einmal eine richtige, vegetationslose Steinwüste.


Am späten Nachmittag führt der Weg geradeaus auf eine Bergwand zu. Wir fahren in eine Schlucht ein, die uns hoch hinaufführt. Weiter oben weitet sich das Terrain und wir erleben ein wunderbares Schauspiel: Ruhig kreist ein Bartgeier nicht allzu hoch über uns, sitzt an einem grünen Hang auch kurz ab, fliegt wieder los. Da geschieht etwas Unerwartetes: Ein Greifvogel stürzt sich auf den Geier! Eine ganze Weile bedrängt ein Steppenadler den Bartgeier, bis sich die beiden Vögel schliesslich trennen. Der Steppenadler ist kein kleiner Vogel, ähnlich gross wie der Steinadler. Aber wenn er hinter dem Bartgeier herfliegt, macht ihn die Grösse des Geiers mit seinen knapp 3m Spannweite klein.


Bald danach sind wir zuoberst, auf 2150müM, wo sich das Tal vollends öffnet und wir sicher 20 Minuten über ein nicht enden wollendes Plateau fahren. Die Dimensionen in diesem Land sind einfach unvorstellbar.


Ein rascher Abstieg führt uns anschliessend hinunter ins Städtchen Bogd. Etwas ausserhalb, unweit eines Flüsschens, schlagen wir unser Lager auf. Hier sind wir nun amOrog-See, am ersten einer Reihe von Gobi-Seen. Diese werden im Frühling vom Schmelzwasser aus dem mächtigen, zentralen Khangai-Gebirge gespiesen. Viele von ihnen trocknen im Laufe des Jahres aus, andere haben das ganze Jahr etwas Wasser und oft auch einen Fischbestand, was natürlich für die migrierenden Vögel im Frühjahr perfekte Oasen für Zwischenhalte nach dem Flug über den Himalaya bietet.


Der Besuch am Orog-See in den frühen Morgenstunden ist nicht sonderlich ergiebig. Am Wasser, an das wir aber nicht nahe herankommen, hat es ein paar Kraniche, Rostgänse (wie immer), Kiebitze, Graugänse (der östlichen Unterart Anser anser rubrirostris). Auf der anderen Seite der Strasse ist es buschig-steppig. Wir sehen eine Wüstengrasmücke und können ein paar Mal einen Blick auf den Mongolenhäher werfen. Wie schon bei der Mittagspause am Vortag gelingt niemandem eine Aufnahme dieses scheuen Vogels.


Dann folgt, was nun schon zur üblichen Routine geworden ist: zurück ins Camp, frühstücken, abräumen, weiterfahren. Die Fahrt zieht sich diesmal, ist auch etwas eintönig. Wir fahren stundenlang durch braungraue Steinwüste. Ziel ist der Böön Tsagaan Nuur (Nuur=See), diesen unter Ornithologen bekanntesten See der Mongolei. Schliesslich erreichen wir ihn und finden einen tollen Platz zum Kampieren nicht weit vom Ufer. Als wir zum Platz hinfahren, ist er gerade noch besetzt durch einen Schwarm von etwa 200 Weissflügelseeschwalben, ein wunderbarer Anblick. Und doch ist das nur einer von etwa vier oder fünf solcher Schwärme. Wir haben hier wohl an die tausend dieser Vögel, und wenn zwei oder gar drei Schwärme zusammenkommen, ist das einfach grossartig.


Hier beginnt am nächsten Morgen die Suche nach der Reliktmöwe, einer der seltensten Möwen der Erde. Ich gehe aber frühmorgens nicht mit, sondern konzentriere mich aufs Fotografieren, was am besten geht, wenn ich alleine unterwegs bin. Die Suche nach der Reliktmöwe bleibt zwar erfolglos, aber die Vogelvielfalt ist gross: Singschwäne, Odinshühnchen, Marmorschnepfen, auch Bekanntes von zuhause wie der Rotschenkel sind hier anzutreffen.


Am nächsten Morgen geht es für uns Ornitho-Nomaden auch schon wieder weiter. Die Reise ist diesmal wirklich lang. Weit im Südwesten der Mongolei liegt der Ikhes Nuur. Er beheimatet eine der wenigen Brutstätten der Reliktmöwe. 500km – das ist nur auf asphaltierten Strassen in einem Tag zu machen. Die Landschaft ist zwar dadurch etwas weniger spannend, aber die Fahrt ist eine angenehme Abwechslung. Die letzten 50km führen dann wieder querfeldein und wiederum in eine Schlucht hinein, die uns auf 2400m hinaufbringt. Auf der anderen Seite geht es zügig nach unten und wir erreichen das Städtchen Darvi, wo wir unser Camp aufschlagen.


Mittlerweile ist es Juni geworden. Hier am Ikhes Nuur Reliktmöwen zu sehen, ist kein Problem. Vom Ufer aus kann man aus Distanz ihre Brutstätten einsehen: Vermutlich etwa 300 Vögel sind anwesend. Es ist schon ein spezielles Gefühl, hier an diesem See zu stehen, wo kaum je ein Westler hinkommt, und dem Treiben dieser raren Möwen zuzuschauen. Es ergreift einem eine leise Ehrfurcht. Auch auf einem kleinen Nebensee wimmelt es von Vögeln, u.a. Reliktmöwen, die hin und her fliegen. Hier ist Fotografieren besser möglich.


Und schon ist es wieder Zeit, zusammenzupacken. Es geht weiter! Davon mehr im nächsten Beitrag!





Steppe Eagle chasing Bearded Vulture in Bayankhongor, Mongolia
Bartgeier und Steppenadler | Bearded Vulture and Steppe Eagle


We embark on a long journey through truly Mongolian landscapes, just like seen in picture books: vast plains on high altitudes, often brownish-green, lined with hills or mountains. Again and again we flush out Sandgrouses, and larger or smaller herds of horses trot or even gallop across extensive pastures, unrestricted by fences, boundless! And the sky: blue, but not a garish blue, always with a few clouds to give it structure. Finally, we climb one last mountain range, and when we are halfway down the other side, we can see the dunes of Khongoryn Els (Els = sand), where we pitch our tents. We have now truly arrived in the Gobi Desert! (To be correct: Yolyn Am was actually already part of it.)


The next morning, Brigitte and I take a long walk along the edge of the dunes. It's exciting that there's a stream flowing between our camp and the dunes, creating marshes, which are naturally more interesting for birds than just sand. A while after a wonderful sunrise, the calls of the Pallas's Sandgrouses grow louder; they fly in flocks and swarms toward the water and back again. Lapwings perform their acrobatic maneuvers, and Ruddy Shelducks are everywhere. We encounter them again and again throughout Mongolia. Finally, I am able to fulfill my intention of photographing flying Sandgrouses. And as we slowly return to camp for breakfast, they practically fly between the tents. Our experts estimate that there are around 4,000-5,000 of these birds here.


A long but exciting journey takes us over mountain ranges and through all kinds of deserts, naturally all on gravel roads, rough dirt tracks or simply across country. The vegetation is sometimes just steppe, sometimes a real, vegetation-free stone desert. In the late afternoon, the road leads straight towards a mountain wall. We drive into a gorge that takes us high up. Further up, the terrain widens and we experience a wonderful spectacle: a Bearded Vulture circles calmly not too high above us, sits down briefly on a green slope, then flies off again. Then something unexpected happens: a bird of prey swoops down on the vulture! A Steppe Eagle harasses the vulture for quite some time until the two birds finally separate. The Steppe Eagle is not a small bird, similar in size to the Golden Eagle. But when it flies behind the Bearded Vulture, the size of the vulture, with its wingspan of almost 3 meters, makes it look small.


Soon after, we are at the top, at 2,150 meters above sea level, where the valley opens up completely and we drive for a good 20 minutes across a seemingly endless plateau. The dimensions in this country are simply unimaginable. A quick descent then takes us down to the small town of Bogd. A little outside the town, not far from a small river, we set up camp.


Here we are now at the first of a series of Gobi lakes: Orog Nuur (Nuur = lake). These lakes are fed in spring by meltwater from the mighty central Khangai Mountains. Many of them dry up during the course of the year, while others have water all year round and often also a fish population, which of course provides the perfect oasis for migratory birds in spring to stop off after their flight over the Himalayas. Our visit to Lake Orog in the early hours of the morning is not particularly fruitful. At the water's edge, which we cannot get close to, there are a few cranes and, as always, Ruddy Shelducks, Northern Lapwings, and Siberian Greylag Geese (Anser anser rubrirostris, a subspecies of the Greylag Goose). On the other side of the road, the landscape is bushy and steppe-like. We see the Desert Warbler and catch a glimpse of the Mongolian Jay a few times. As during our lunch break the day before, no one manages to get a photo of this shy bird.


Then we do what has become our usual routine: back to camp, breakfast, pack up, and continue on our way. The drive is long this time and a bit monotonous. We drive for hours through a brown-gray stone desert. Our destination is Böön Tsagaan Nuur, the lake in Mongolia best known to ornithologists . Finally, we reach it and find a great place to camp not far from the shore. As we drive to the spot, it is occupied by a flock of about 200 White-winged Terns, a wonderful sight. And yet this is only one of about four or five such flocks. There must be around a thousand of these birds here, and when two or even three flocks come together, it's simply magnificent.


The next morning, the search for the Relict Gull begins, one of the rarest gulls on earth. However, I don't go with the others early in the morning, but concentrate on taking photos, which is best done when I'm on my own. The search for the Relict Gull is unsuccessful, but there is a great variety of birds: Whooper Swans, Arctic Terns, Asian Dowitchers, and even familiar birds from home such as the Common Redshank can be found here.


The next morning, we ornithological nomads are already on our way again. This time, the distance is really long. Far to the southwest of Mongolia lies Ikhes Nuur. It is home to one of the few known breeding grounds of the Relict Gull. 500 km in one day – that can only be done on paved roads. This makes the landscape a little less exciting and it flies by faster, but the drive is a pleasant change. The last 50 km take us across country and into a gorge that brings us up to 2,400 m. On the other side, the road descends rapidly and we reach the small town of Darvi, where we set up camp.


It is now June. Seeing Relict Gulls here at Ikhes Nuur is no problem. In the morning, we can see their breeding grounds from a distance: there are probably about 300 birds present. It's a special feeling to stand here at this lake, where hardly any Westerners ever come, and watch the rare gulls go about their business. You are filled with a quiet awe. Luckily, a small side lake is also teeming with birds, including Relict Gulls flying back and forth. It's easier to take photos here. But it's already time to pack up and move on. More on that in the next post!


[1] Unofficial translation by myself: “What are you thinking about?” she asked suddenly. “About the vast plateaus that never end,” said Wantschik dreamily.





Bilder in chronologischer Reihenfolge | Pictures in chronological order

Male Oriental Plover in Breeding Plumage, South Gobi, Mongolia
Steppenregenpfeifer: Männchen im Prachtkleid | Oriental Plover: Male in Breeding Plumage
Sunset at Khongoryn Els, South Gobi, Mongolia
Khongoryn Els: Sonnenuntergang | Sunset
The Dunes of Khongoryn Els, South Gobi, Mongolia
Die Dünen von Khongoryn Els | The Dunes of Khongoryn Els
Pallas's Sandgrouses flying with the dunes of Khongoryn Els in the background
Steppenflughühner | Pallas's Sandgrouse
A pair of Pallas's Sandgrouses flying
Steppenflughühner | Pallas's Sandgrouse
Desert Wheatear at Khongoryn Els, South Gobi, Mongolia
Wüstensteinschmätzer | Desert Wheatear
Upland Buzzard in Mongolia
Mongolenbussard | Upland Buzzard
Bearded Vulture, Bayankhongor, Mongolia
White-winged Black Terns at Böön Tsagaan Nuur, Bayankhongor, Mongolia
Böön Tsagaan Nuur: Weissflügelseeschwalben | White-winged Black Tern
Whooper Swan at Böön Tsagaan Nuur, Bayankhongor, Mongolia
Böön Tsagaan Nuur: Singschwan | Whooper Swan
Common Pochards at Böön Tsagaan Nuur, Bayankhongor, Mongolia
Böön Tsagaan Nuur: Tafelenten | Common Pochards
Common Shelduck in Breeding Plumage, Ikhes Nuur, Gobi Altai, Mongolia
Ikhes Nuur: Brandgänse im Prachtkleid | Common Shelduck in Breeding Plumage


Relict Gull at Ikhes Nuur, Gobi Altai, Mongolia
Ikhes Nuur: Reliktmöwe | Relict Gull
Ruddy Shelducks flying over Darvi at Ikhes Nuur, Gobi Altai, Mongolia

1 Comment

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
Ralph
Jun 28
Rated 5 out of 5 stars.

Grandios - tausend Dank!

Like
bottom of page